Blog von M. Baecher

Besitzerfamilie lud ein

Was sie schon angekündigt hatten, haben die neuen Besitzer des Schlosses, Tatjana Gazdik und Thomas Huber, jetzt in die Tat umgesetzt und die Gottlieberinnen und Gottlieber auf den Samstag, 11. Mai, zum Gartenapéro eingeladen. Die Bevölkerung kam in Scharen, und es stimmte einfach alles an diesem Tag.

Rund zwei Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner (rund 200 Personen) liess sich diese Gelegenheit nicht entgehen, nach all den Jahrzehnten der Abschottung endlich das Schloss und den wundbaren Park aus der Nähe betrachten zu dürfen. Hans Wittich, ehemaliger Feuerwehrkommandant, Gemeindeammann und Bürgerpräsident, meinte, er sei das letzte Mal vor 75 Jahren im Schlosspark gewesen, als er als Knabe über den Zaun (damals noch ohne Stacheldraht) geklettert sei. Umso mehr schätzte die Bevölkerung diese überaus freundliche Geste der neuen Besitzer ungemein, zumal sie Schloss Gottlieben auch künftig im Rahmen von kulturellen Veranstaltungen öffnen wollen.

Tochter Leonie wohnt jetzt ihm Schloss

Mit dem Gartenapéro hat sich erneut bestätigt, welch ein Glücksfall es für Gottlieben und die ganze Region ist, dass Schloss Gottlieben in die Hände der Familie Huber-Gazdik gekommen ist. Tochter Leonie hat bereits Wohnsitz genommen im Schloss. Als Architektin mit einem besonderen Interesse für historische Bauten, die ihre Ausbildung an der ETH Zürich eben abgeschlossen hat, wird sie sich jetzt vor Ort um die Planung der jahrelangen Renovationsarbeiten kümmern. Darüber hinaus ist sie eine exzellente Kennerin und Schneiderin historischer Kostüme, was ebenfalls bestens in diesen Rahmen passt.

«Wir leben für das Schloss»

In seiner launigen Begrüssung meinte Thomas Huber scherzhaft, es sei ihnen bewusst, dass sie mit Schloss Gottlieben «ein Fass ohne Boden» gekauft hätten. Dass es auch für die nächste Generation (ohne Cheflohn) tragbar werde, würde nun zunächst die Remise saniert und zu Wohnungen umgebaut. Und weiter: «Wir leben fürs Schloss». Nach 30 Jahren in Zürich (zur Ausbildung), 30 Jahren in Basel (für die berufliche Tätigkeit) folgten nun 30 Jahre Gottlieben.

Über 750 Jahre alte Balken gefunden

Wie Thomas Huber weiter erklärte, hätten dendrochronologische Untersuchungen des kantonalen Amtes für Archäologie, ergeben, dass einzelne Eichenbalken im Schloss tatsächlich aus dem 13. Jahr-hundert stammten (als Erbauungsjahr gilt 1251) und Tritte einer Treppe aus dem 14. Jahrhundert. Dass in den letzten Jahrzehnten an der Fassade nichts verändert wurde, wertete er als ein Vorteil. Denn ihr Ziel sei es, den Zustand der 1830er-Jahre, als Königin Hortense Schloss Gottlieben im Stil eines venezianischen Palazzo umbauen liess, wieder herzustellen.

Ausblick in eine bereichernde Zukunft

Eine Kostprobe einerseits ihres Könnens und andererseits ein Vorgeschmack auf die angekündigte kulturelle Belebung des Schlosses gab Tatjana Gazdik (begleitet von einem Schwager am E-Piano) anschliessend mit dem wunderbar zum sonnigen Tag passende, vom Balkon gegen den Schlosshof vorgetragenen «Summertime». Offenbar war die Idee dazu erst in der Nacht zuvor entstanden. Könner können so etwas eben!

Eine Überraschung zum Auftakt

Bereits zuvor hatte das Trompetenensemble der Musikschule Konstanz, ergänzt mit Musikerinnen und Musikern aus der Region, mit festlichen Klängen einen Eindruck vermittelt, welche Akustik dieser Schlosshof zu bieten hat. Den überraschenden Auftritt arrangiert hatte Gemeindepräsident Paul Keller, der selbst souverän mitspielte (diesmal nicht als Saxophonist). Dabei durfte auch das «Te Deum» von Marc-Antoine Charpentier nicht fehlen. Der erste Teil der Einleitung erklingt jeweils zu Beginn des Eurovision Song Contests, der gleichentags stattfand. Auch das überaus passend zu diesem Tag, an dem einfach alles stimmte. Herzlichen Dank der Familie Huber-Gazdik.

Fotos: M. Baecher