Blog von M. Baecher

…Seewärmeprojekt kann realisiert werden

Gemeindeversammlung stimmt allen Geschäften grossmehrheitlich zu

Das Projekt für die Nutzung des Seewassers für ein Fernwärmenetz in Gottlieben kann realisiert werden. Mit dem fast einstimmigen Entscheid der Gemeindeversammlung vom Dienstag, 28. Novem­ber, sich mit 150’000 Franken an der zu gründenden Wärme Gottlieben AG zu beteiligen sind alle Voraussetzungen dafür gegeben. Ebenfalls genehmigt wurden das Budget 2024 mit gleichbleibendem Steuerfuss, die Einbürgerung von Sophie Schreiber und ihrer Tochter Laetitia sowie ein Kredit für die Kanalisationssanierung.

Bei Letzterer geht es um die Behebung kleinerer Mängel im Regen- und Mischwassersystem an 15 verschiedenen Stellen, wo der Durch- und Abfluss, namentlich bei heftigem Regen, beeinträchtig ist. Die Arbeiten, für die ein Kredit von 60’000 Franken bewilligt wurde, können alle ohne Grabarbeiten ausgeführt werden.

Nicht die billigste, aber die beste Lösung für Gottlieben

Mehr zu reden gab der Kreditantrag des Gemeinderates, sich mit 150’000 Franken (10 %) am Aktienkapitel der Wärme Gottlieben AG zu beteiligen, um das Seewasser für ein Fernwärmenetz zu nutzen. Gemeindepräsident Paul Keller wies einleitend darauf hin, dass darüber an zwei Informationsveranstaltungen sowie mit verschiedenen Beiträgen in den «Gottlieber Nachrichten» ausführlich orientiert worden ist. Florian Wunsch stellte gleich zu Beginn der Diskussion den Antrag, das Geschäft zu verschieben. Er machte vor allem geltend, dass individuelle Luft-Wärmepumpen deutlich günstiger seien. Dem wurde entgegen gehalten, dass dies zwar für einzelne Einfamilienhäuser (sofern die Abstände eingehalten werden können) stimmen mag, für Mehrfamilienhäuser aber keine Lösung ist. Sandro Lersch (Bild), Projektleiter für das Gottlieber Vorhaben bei der federführenden EKT AG, der der Versammlung als Gast beiwohnte und über eine langjährige Erfahrung mit grossen Wärmeverbünden verfügt, entkräfte auch das Argument des Wärmeverlustes im Fernwärmenetz. Gegenüber früher sei die Dämmung der Leitungen verdoppelt worden. Aufgrund des kompakten Kerns mit geringen Distanzen seien die Voraussetzungen in Gottlieben ideal. Er konnte auch darauf hinweisen, dass aufgrund der Absichtserklärungen von zwei Ankerkunden und noch ohne aktive Akquise bereits eine Anschlussdichte von 30 Prozent oder fast der Hälfte der geforderten 65 Prozent (der Energiemenge) erreicht werde, was im Vergleich zu anderen Projekten ein ungewöhnlich hoher Wert sei. Paul Keller stellte klar, dass in den veranschlagten 22 bis 25 Rappen pro Kilowattstunde die Kapitalverzinsung und der gesamte Unterhalt (Reinigung usw.) eingerechnet und das Problem mit den Quagga-Muscheln gelöst sei. «Die Nutzung der Seewärme ist nicht die billigste, aber die beste Lösung für Gottlieben», so der Gemeindepräsident abschliessend. Das sahen mit einer Ausnahme auch die anwesenden Stimmberechtigten so, lehnten den Antrag auf Verschiebung ab und stimmten mit 32 zu einer Stimmen dem Antrag des Gemeinderates zu.

Baustart im Herbst 2024 geplant

Damit kann die Wärme Gottlieben AG demnächst gegründet werden, da der Verwaltungsrat und der Regierungsrat dem Anteil der EKT AG von 1,2 Mio. (80%) und die Bürgergemeinde Gottlieben dem ihren von ebenfalls 150’000 Franken (10%) bereits zugestimmt haben. Die Vorarbeiten für die Projektierung sind gemäss Sandro Lersch bereits weit fortgeschritten. Mit dem Baustart für die Technikzentrale neben der Werfthalle beim Espenweiher und für die erste(n) Etappe(n) des Verteilnetzes ist für Herbst 2024 geplant, mit dem Ziel, dass im Herbst 2025 die ersten Wärmelieferungen erfolgen können.

Budget 2024 mit Ausgabenüberschuss

Der im Mai neu gewählte Gemeinderat Peter Frischti (Bild) stellte als Ressortverantwortlicher erstmals das Budget vor und erläuterte kompetent die grössten Abweichungen gegenüber dem Vorjahr. So steigen beispielsweise die Kosten für den Informatik-Nutzungsaufwand wegen eines unabdingbaren Programm-Updates einmalig um 20’000 Franken. Der Beitrag an die Spitex Region Kreuzlingen wird wegen starker Nachfrage mit 28’000 Franken mehr als verdoppelt (+18’000). Die Einlagen in die Spezialfinanzierung für das EW steigen wegen des höheren Anlagewertes auf 44’335 Franken. In diesem Zusammenhang erklärte Gemeindepräsident Paul Keller, dass der Gemeinderat sich weiter mit der Frage eines mittelfristigen Zusammenschlusses mit dem EW Tägerwilen befasse. Mit 35 Rappen pro Kilowattstunde (ab Beginn 2024) liege der Strompreis in Gottlieben im Rahmen anderer Gemeinden (Median: 32 Rp.).

Nach diesen Erläuterungen stimmten die Stimmberechtigen dem Budget 2024 bei einem gleichbleibenden Steuerfuss von 47 Prozent grossmehrheitlich zu. Es rechnet bei einem Gesamtaufwand von rund 1,724 Mio. und einem Ertrag von gut 1,506 Mio. mit einem Ausgabenüberschuss von knapp 218’000 Franken, was in Anbetracht des Eigenkapitals vertretbar ist, zumal für 2023 ein deutlich besserer Abschluss erwartet wird als budgetiert.

Sophie Schreiber und ihre Tochter eingebürgert

Mit einem Glanzresultat wurden sodann Sophie Schreiber (Bild) und ihre Tochter Laetitia ins Gemeindebürgerrecht aufgenommen. Die Besitzerin und Betreiberin des Hotels «Porto Sofie» ist seit ihrem 15. Altersjahr mit der Schweiz verbunden, als sie von der Schlossschule in Salem an die Ecole Nouvelle de la Suisse Romande in Lausanne wechselte, die sie mit der bilingualen Matura Französisch/Englisch abschloss. Sophie Schreiber wohnt seit 2014 mit ihrem Partner Jürgen Seifert in Gottlieben. Ihre Tochter Laetitia kam im Januar dieses Jahres in Münsterlingen zur Welt.

Vakanz auf der Gemeindeverwaltung

Wie der Gemeindepräsident mitteilte, ist Carrie Näf seit dem 1. Oktober auf der Gottlieber Gemeindeverwaltung tätig. Petra Gruber, die mit einem 80%-Pensum für die Aufgaben als Gemeindeschreiberin sowie die Bereiche Finanzen und Steuern vorgesehen war, hat noch während der Probezeit wieder gekündigt. Der Gemeinderat wird die Stelle nun neu ausschreiben. Als Überganslösung betreut Simon Affentranger von der BDO, die die Gemeinde auch schon bisher beim Rechnungsabschluss und der Revision unterstützt hat, während ca. zwei Tagen pro Woche den Bereich Finanzen und Steuern. Er wird dabei auch Pendenzen bereinigen und bei der Einführung der neuen Software-Version helfen, sodass die Nachfolgerin bzw. der Nachfolger einen guten Start haben wird. Bis das Amt wieder besetzt ist, hat der Gemeinderat Ursula Gerster zur stellvertretenden Gemeindeschreiberin ernannt. Ausserdem hilft in der Übergangsphase Brigitte Vetsch (Bild) bei der Organisation, Durchführung und Protokollierung der Gemeinderatsitzungen und Versammlungen. Sie ist als Gemeindeschreiberin für die Politische Gemeinde Wäldi tätig und hat auch das Protokoll der Gemeindeversammlung geführt. Und schliesslich kündigte Paul Keller an, dass die Urne bei Wahlen und Abstimmungen künftig nur noch am Sonntag geöffnet sein wird, weil am Freitag und Samstag die Möglichkeit der persönlichen Stimmabgabe immer weniger genutzt wird.

Weitere Infos zum Thema Verkehr in einem weiteren Beitrag.

Fotos: M. Baecher