Blog von M. Baecher

Volksschulgemeinde genehmigt Budget 2026 mit Ausgabenüberschuss

Für einmal diskussionslos und einstimmig genehmigt wurde an der Versammlung vom Montag, 24. November, das Budget der Volksschulgemeinde Tägerwilen-Gottlieben-Wäldi. Das Highlight des Abends war anschliessend die Vorstellung der restaurierten Turmuhr des 1986 abgebrochenen Schlosses Hertler, die fast 40 Jahre später im Sekundarschulhaus einen würdigen Platz gefunden hat. Bis es so weit war, war es allerdings ein weiter Weg.

Zu verdanken ist dies vor allem dem ehemaligen Reallehrer René Gascard (rechts im Bild) und dem langjährigen Tägerwiler Haus- und Schularzt Urs Roth (links im Bild). Während rund einem Jahr haben sie in aufwendigster, ehrenamtlicher Arbeit die Uhr wieder zum Laufen gebracht. Doch die lange Geschichte begann viel früher. Als die Villa Hertler (aus dem 16. Jahrhundert!) im März 1986 abgebrochen wurde, haben der damalige Tägerwiler Gemeindeammann Paul Engeli und René Gascard die Uhr, die 1871 von der namhaften Johann Mannhardt’schen Königlich Bayerischen Hof-Thurmuhren-Fabrik München gefertigt wurde, in letzter Minute gerettet – in der Meinung, dass der Reallehrer sie als Projekt mit seiner Klasse restaurieren könnte. Das erwies sich dann doch als anspruchsvoller als gedacht, worauf die Uhr zunächst im Oberstufenschulhaus eingelagert wurde.

Immer neue Herausforderungen

Als in den 2000er-Jahren das neue Sekundarschulhaus gebaut wurde, ergab sich dort im Treppenhaus ein idealer Standort, worauf das Projekt wieder Fahrt aufnahm. Eine von der Schulgemeinde bei der Muff Kirchturmtechnik AG eingeholte Offerte zur fachgerechten Restaurierung erwies sich aber als viel zu teuer. Dann halt selbst Hand anlegen, war die Devise. Die Uhr war zwar mittlerweile geputzt und poliert, aber damit war es nicht getan. Da erinnerte sich René Gascard, dass Urs Roth, von Haus aus eigentlich Arzt, ein gefragter Spezialist für die Restaurierung von Oldtimern ist und selbst zu Hause über eine Turmuhr verfügt. Und er erklärte sich spontan bereit, bei dem Projekt mitzumachen. Dem kompetenten Team stellten sich dann aber doch noch etliche Hindernisse in den Weg – zum Beispiel: Das Gewicht der Turmuhr hatte eine Fallhöhe von 10 Metern – pro Tag! Trotz Platzierung im Treppenhaus unmöglich. Einmal mehr war Erfindergeist gefragt. Und die beiden fanden eine Lösung. Es wurde ein Gestell für die Uhr gebaut und mit einem Motor versehen. Der zieht jetzt das Gewicht nach jeder Stunde wieder hoch. Aber auch das Zeigerwerk bot neue Herausforderungen: So musste unter anderem ein neuer Antrieb her. Und weil es bei Urs Roth nicht nur funktionieren, sondern auch schön aussehen muss, vergoldete er noch die zwei Zifferblätter. Am 12. November schliesslich konnte die Turmuhr im Sekundarschulhaus installiert werden. Doch auch der Finish brauchte Nerven. Wie René Gascard erzählte, habe sich der Knoten erst am Vorabend der Volksschulgemeindeversammlung gelöst, also sozusagen um 5 vor 12. Die Turmuhr läuft jetzt mit einer Differenz von nur 2 Sekunden pro Stunde. Dem Perfektionisten Urs Roth ist das jedoch nicht genug Präzision. Er bleibt dran!

Dieses Wunderwerk der Mechanik ist jetzt durch eine Vitrine (auf dem Bild ohne) geschützt, denn sie steht ja nicht in einem Museum. Was noch fehlt ist eine Beschriftung mit einer kurzen Erläuterung zu Herkunft, Funktionsweise und Restaurierung. Und vielleicht stellt der ehemalige Lehrer René Gascard noch einen Unterrichtsorder zusammen mit Anregungen für Lektionen mit der Turmuhr als Anschauungsmaterial für verschiedene physikalische Gesetze.

Steuerfuss soll bis 2031 gleich bleiben

Wie berichtet, rechnet das Budget der Volksschulgemeinde Tägerwilen für das kommende Jahr mit einem Aufwandüberschuss von fast 590’000 Franken; dies bei einem gleichbleibenden Steuerfuss von 82 Prozent, Steuereinnahmen von 15,57 Mio. (730’000 Franken mehr als im Voranschlag für das laufende Jahr), einem Umsatz von rund 17,85 Mio. und einer Nettoinvestition von 7,3 Mio. Franken. Der budgetierte Aufwandüberschuss entspricht dem geplanten Abbau des überhöhten Eigenkapitals. Trotz der anstehenden grossen Investitionen ist dank der stabilen Steuereinnahmen im Finanzplan 2027 – 2031 keine Steuererhöhung vorgesehen. Die Eigenkapitalquote soll in diesem Zeitraum von jetzt 58,1 % auf 34.6 % sinken.

Sanierung des Schulhauses Gottlieben 2030/31

Wie ebenfalls berichtet, machen die Tiefbauarbeiten für das neue Schulhaus und den Kindertreff Hasenweg planmässig Fortschritte. Wie an der Versammlung mitgeteilt wurde, sollen ab Februar/März die Holzbaufertigelemente, die jetzt vorgefertigt werden, zusammengefügt werden, sodass die dortigen Räumlichkeiten im Herbst 2026 bezogen werden können. Danach kann der Pavillon am Palmenweg zurückgebaut und dort mit dem Neubau des Doppelkindergartens begonnen werden. Er soll laufs des Schuljahres 2027/28 fertiggestellt werden, worauf der Kindergarten Gottlieben wie angekündigt dorthin umziehen wird. Die anschliessende Sanierung des Schulhauses Gottlieben ist laut Finanzplan für 2030/31 vorgesehen. Gegenwärtig besuchen 24 Schülerinnen und Schüler die Gesamtschule Gottlieben, danach sollen die Schülerzahlen laut Prognose sinken, auf 23 im nächsten Schuljahr, 19 (2027/28 und 2028/29), 17 (2029/30) und 16 (2030/31).

Fotos: M. Baecher