KLEINER ROSENKALENDER
für das ganze Jahr

 

Liebe Rosenfreunde

 Wer meinen Rosenblog auf der Webseite vom Einwohnerverein – Gottlieben
verfolgt hat, konnte ab dem Jahr 2020 einiges über die erklärte Königin der Blumen
erfahren. Die Beiträge behandelten, je nach Jahreszeit die vier verschiedene
Rosenschnitte, die ich selbst im Laufe meines Lebens verinnerlicht habe.
Sie waren sehr detailliert und sollten als Einstieghilfe für Neulinge auf dem
Rosenparkett dienen. So wurde zum Beispiel auf Fachausdrücke wie «Augen»,
«Veredelungsstelle», «Remontierend» und «Saftwaage» eingegangen, die für
Rosenprofis selbstverständlich sind.
Da sich aber die Themen in weiteren Beiträgen wiederholen würden, erscheint
heute abschliessend eine allgemeine Übersicht über das gesamte Rosenjahr,
die man je nach Lust und Jahreszeit konsultieren kann.

DER ROSENFRÜHLING

Ab März kündigen schon die gelb blühenden Forsythiensträucher
den Frühling an.

Ähnlich der Rose sollte die Forsythie im Frühling nicht nur in der oberen
Etage, sondern auch Parterre gründlich ausgelichtet werden.
Das Blühen der Forsythien ist aber ansonsten immer ein guter
Anhaltspunkt betreffend Gartenpflege allgemein.

Das Märchen von den 3 bis 5 Eisheiligen bis Mitte Mai ist für
Rosenliebhaber hingegen mit Bedacht zu geniessen, denn es braucht sehr
viel Frost um der zähen «Königin» den Garaus zu machen.
Wurzel und Basistriebe leben von Dezember bis März nur von ihren inneren
Reserven und kommen erst durch die wärmende Sonne und einen radikalen
Frühlingsschnitt unter Saftdruck. Im positiven Sinne, denn die innere,
sogenannte «Saftwaage» verteilt sich von da an gleichmässig stark auf die
stehen gelassenen Augen der letztjährigen Basistriebe.
Der aufgelockerte Winterschutz (Erde, Tannenreisig oder Pferdemist) kann man
im Zweifelsfall gerne bis Mitte Mai liegen lassen. Er hat die bodennahe
Veredelungsstelle seit letztem November gegen Frost geschützt.
Damit ist man auf der sicheren Seite.

GLÜCKSTRIEB UND WILDTRIEB

Verborgen in diesem Winterschutz findet sich aber, bei vorsichtigem
Nachschauen, oft ein zerbrechlicher, sogenannter «Glückstrieb», den es
unbedingt zu erhalten gilt. Er ist, im Gegensatz zum grünen, sogenannten
«Wildtrieb» rötlich und erneuert den Rosenstock um einen vollwertigen
Basistrieb. Leider wird gerade dieser saftige, sehr zerbrechliche Trieb von
Laien oft für einen «Wildtrieb» gehalten und entfernt.
Dabei handelt es sich um einen «edlen» Rosentrieb direkt aus der Veredelungsstelle,
die sich am Wurzelhals einer schnellwachsenden, aber geliehenen Wildrosenwurzel
befindet. «Geliehen» deshalb, weil Edelrosen auf ihren eigenen Wurzeln nur
schlecht und langsam gedeihen würden.

Bei einem solch grasgrünen «Wildtrieb» handelt es sich hingegen um eine
unerwünschte Erinnerung an die ursprüngliche, wuchsfreudige Wildrose.
Zum Beispiel um die Rosa Laxa oder die Rosa Canina (die bekannte Hundsrose).
Die Blüten beider einfachen Strauchrosen aus alter Zeit haben fünf rosafarbene,
herzförmige Kronenblätter. Eine solch schöne Wildrose wird nach gelungener
«Veredelung» kurzerhand geköpft, beziehungsweise von ihrer eigenen Wurzel
getrennt, damit sich die Edelrose (anfänglich nur ein okuliertes Auge) von nun
an ganz alleine von der schnellwachsenden und widerstandsfähigen
Leihwurzel ernähren kann.

Der grüne, biegsame «Wildtrieb» ist viel zäher als der «Glückstrieb» und
kommt fast in jedem Rosenbeet irgendwann vor. Er treibt irreführend
etwas entfernt von seiner ureigenen Wurzel aus dem Erdreich hervor,
und wenn man daran zieht, endet der lange, unterirdische Ausläufer
unweigerlich dort. Hier soll er aber so schnell wie möglich abgetrennt werden,
denn von dieser Wurzel ernährt sich bereits eine okulierte Edelrose, und
obwohl sie tatsächlich die Wurzel des Wildtriebes ist, entscheidet man sich
für die Edelrose, die man gekauft hat.
Eine Wurzel kann nicht zwei Herrinnen dienen. Die reine «Hundsrose» als
solche kann man auch im Garten pflanzen, aber sie braucht wegen
ihrer Wuchsfreude viel Platz.

Mit einem sauberen Sackmesser oder besser mit einem handlichen
Okuliermesser wird in der Wurzelrinde direkt unterhalb des Triebansatzes
einen kleinen, queren Schnitt gemacht und der Trieb mit einem raschen
Druck nach unten von seiner Wurzel getrennt.
Die Wurzel wird vorsorglich wieder mit Erde zugedeckt. Beim blossen Reissen
an dem unerwünschten Trieb riskiert man die Wurzel unnötig zu verletzen.
Durchtrennt man andererseits den langen Trieb auf halben Weg durch das Beet,
treiben die gelassenen, unterirdischen Augen bis hin zur Wurzel umso
kräftiger aus.

So kann es geschehen, dass aus einem alten Beet lauter grüne, viel versprechende
Triebe wachsen, die aber nur, wenn überhaupt, kleine fünfblätterige Röslein
hervorbringen. Sind die Triebe stachellos und biegsam, handelt es sich
höchstwahrscheinlich um wildwachsende, unterirdische Triebe einer
Wildrosenwurzel, die früher als «Grundlage» einer Edelrose diente.
Da die Wildrose aber früher «geköpft» wurde, bleibt ihr nur degenerativer
Nachwuchs. Die Edelrose gibt es nicht mehr, weil sie von den vielen
Wildtrieben ausgehungert wurde.

Das «Schneiden» fördert sowohl unterhalb wie oberhalb der Erde neues
Wachstum, auch beim Pflanzen von neuen Rosen. Die Wurzeln werden immer
etwas eingekürzt, damit sie in der Erde neue bilden. Darum bitte keinen
ätzenden Kunstdünger verwenden, sondern etwas Hornmehl, zerkleinerte
Bananenschalen oder trockenen Kaffeesatz.
Rosen, ob wurzelnackt oder in Containern (Plastiktöpfen) können an allen
frostfreien Tagen des Jahres gepflanzt werden. Es spielt keine Rolle, ob sie
im Kühlhaus der Rosenschule Winterpause machen oder in der heimischen
Gartenerde. Die vielen schlafenden Augen folgen sowieso ihrem eigenen,
inneren Plan.

Der saftige und rötliche, leicht zerbrechliche «Glückstrieb» (aus der
Veredelungsstelle) würde senkrecht bis hoch in den Himmel wachsen, wenn
nicht der Mensch ihn biegen oder brechen würde. Bei niedrigen Beetrosen
versucht man den Glückstrieb der Form seines heimatlichen Rosenstrauches
anzupassen, das heisst ihn irgendwann zu kürzen, damit er sich sauber teilt
und gemeinsam mit den anderen Trieben blüht.
Es ist nichts gewonnen, wenn so ein vielversprechender, langer «Glückstrieb»
den ganzen Sommer mangels Druckes nicht zum Blühen kommt.
Schade, wenn am oberen Ende nur eine einzige Rose blüht, wenn doch weiter
unten 10 Augen hätten blühen wollen.

KLETTERROSEN

Bei jüngeren Kletterrosen werden in weiser Voraussicht schon im Frühstadium
ein Paar solch rötliche Glückstriebe auf 1 m bis 2 m gekürzt um der bekannten
Verkahlung an der Basis entgegen zu wirken. Lässt man alle langen «Glückstriebe»
bis in der Höhe verholzen, hat man später Mühe, die verholzten Triebe zu verkürzen
und dadurch zu begrünen. Dann muss man sich mit anderen Beetpflanzen wie
Lavendel zu helfen versuchen. Weitere «Glückstriebe» lässt man wachsen und
webt sie in die bestehenden, senkrechten Rosenruten ein, bis man sie über ein
bestehendes Klettergerüst in die Waagrechte biegen kann.
Dann erst kommt die Kletterrose richtig zu ihrem Recht, denn die waagrechten,
schlafenden Augen werden jetzt von der Sonne wach geküsst.

Wie jede öfterblühende Rose geniesst es auch die Kletterrose im Sommer «resettet»
zu werden, denn rasch ist die krönende Blüte oberhalb des Rosenbogens vorbei
und damit die ganze Schönheit. Man kann die Kletterrose zu Dauerblüte anregen,
indem man täglich verblühte Rosen abschneidet oder man kann die Rose im
Laufe des Sommers zwei Mal auslichten, heisst, sie dazwischen etwa einen Monat
lang remontieren (neue Knospen bilden) lassen.

STAMMROSEN

 Bei den Stammrosen befindet sich die Veredelungsstelle nicht unterhalb der
Erdoberfläche, sondern direkt unterhalb der blühenden Krone.
Hier wurden ursprünglich mehrere edle Augen auf der gewünschten Stammhöhe
eines Wildrosenstamms okuliert. Deshalb packt man im Winter entweder die
ganze Rosenkrone in Vlies ein oder die knollige Veredelungsstelle in Holzwolle.
Diesen Winterschutz muss man wohl oder übel im März entfernen. Wenn nicht,
kann es sein, dass die vielen schlafenden Augen unter dem schützenden Vlies zu
früh austreiben. Dann fällt es dem Gärtner umso schwerer die bereits vorhandenen,
saftigen Blatttriebe abzuschneiden. Am besten ist es, die Rosen allgemein ab
März dem echten Wetter auszusetzen, damit sich der Austrieb von selbst bremst
und sie sich über die Jahre an ihren Standort gewöhnen.
Auch bei Stammrosen sieht man deutlich den Unterschied zwischen den rötlichen,
erneuernden «Glückstrieben» mitten in der Krone und den dünnen, hellgrünen
«Wildtrieben» am Stamm oder aus der Wildrosenwurzel.
Sie werden selbstverständlich so schnell und so nahe wie möglich an
Wurzel und Stamm entfernt.

DIE VEREDELUNGSSTELLE

Die Edelrose wurde in diesem Fall auf einem hochgezogenen Wildrosenstamm
«okuliert» statt, wie bei bodennahen Edelrosen am Wurzelhals einer
Wildrosenwurzel. Ein spannender, aber erlernbarer Vorgang.
Das «Okulieren» bezeichnet das «Zügeln» eines fast unsichtbaren Auges
(eine Knospe) von einer an sich edlen, gezüchteten, aber sehr empfindlichen
Rose auf eine wilde, aber robuste Wurzel von z.B. Rosa Laxa oder Rosa Canina.
Das Wort Okulieren bezieht sich auf das lateinische Wort «Oculus» für Auge.
Solch unscheinbare Sämlinge verbergen sich tief in den Ecken eines jeden
Blattansatzes der Rose und sie beinhalten sämtliche Erbinformationen für das
Bilden neuer, genau gleiche Rosen.

Wenn man im Juni einen dicht beblätterten und blühenden Rosenstock sieht,
muss man gleichzeitig bedenken, wie viele Augen noch in den Blattecken
schlafen und im Laufe des Sommers auf das Austreiben warten.
Dafür brauchen sie aber einen gewissen Saftdruck, der genau passend entsteht,
wenn verblühte Rosen entfernt werden. Dann ist der Weg frei für die vielen,
sich weiter unten befindenden Augenknospen. Aus diesen Augen werden
zunächst Blattzweige entstehen und darauf erst Blüten (siehe Foto).
Auf diese Weise wird der Rosenstrauch beim Schneiden gleichzeitig
frisch aufgebaut.

 Wird also ein Wildrosenwurzelhals mit dem kleinen Auge einer Edelrose
okuliert, dauert es eine Weile, bis es eins geworden ist mit dem fremden
Wurzelhals und während dieser Zeit wächst die Wildrose begleitend in
nächster Nähe weiter. Sie zieht aus Gewohnheit den Lebenssaft hoch in
ihren eigenen Basistrieben, aber eben auch nahe an das kleine, neu
eingesetzte Auge vorbei.

Gelingt es dem kleinen edlen Auge, sich aktiv an der vorbeifliessenden Nahrung
zu beteiligen, treiben aus seine noch winzige Veredelungsstelle eines Tages ein
Paar eigene Blätter. Von da an ist die sichtbar grössere Wildrose als Wasserträger
überflüssig und wird vom Gärtner kurzerhand geköpft.
Allerdings oberhalb des okulierten Wurzelhalses, damit der eingesetzte
Edelrosekeimling sich weiterhin, dank der geliehenen Wurzel ernähren und sich
später vor aller Welt präsentieren kann.
Die einfache Leihmutter wird verheimlicht.

DER MÄRZ – SCHNITT

Im schlimmsten Frost-Fall können im März die saftigen, neuen Triebe auf den
halbierten, letztjährigen Basistrieben einfrieren, nicht aber die geschützte,
lebenspendende Veredelungsstelle am Boden. Eben deshalb werden die
Basistriebe im Herbst nur auf halbe Sommerhöhe gekürzt, damit «Vater Frost»
im Laufe des Winters einige obere Centimeter zur freien Verfügung hat.
Im Monat März kann man also guten Mutes den bereits einkalkulierten
«Verlust» abschneiden und auf jedem einzelnen der 4 bis 5 letztjährigen
Basistrieben 3 bis 5 Augen stehen lassen.
Auf diese Weise kommt der diesjährige Austrieb von blütentragenden Zweigen
in Gang. Die Rede ist von Trieben und Zweigen, nicht von Blüten. Noch nicht,
denn ein Rosenstock braucht für einen soliden Austrieb zuerst den Druck des,
mit der Schere gekürzten, inneren Saftstroms. Beim Spazieren im März und
April sieht man genau, in welchen Rosenbeeten ein «kaltes Herz mit scharfer
Schere» unterwegs war.
Aber jeder Schnitt lohnt sich, ob «Halb-herzig» oder «Kalt-herzig»

SOMMER

Ein Rosenstock muss nicht jährlich grösser werden, so wie Obstbäume.
Eine Rose möchte nur eines: Blühen!  Und zwar genau so schön wie in ihren
jungen Jahren. Das gelingt ihr nur, wenn sie regelmässig von Verblühtem und
Verdorrtem befreit wird. Das gilt für alle öfterblühenden Rosen.
Überlässt man sie nach dem Einpflanzen sich selbst, wachsen sie tatsächlich
in den Himmel oder verlieren sich bald im eigenen, dichten Gestrüpp.
Der Mensch weiss dann oft nicht mehr, wo mit der Schere ansetzen.

Nach der ersten Blüte im Mai und Juni (je nach Sorte und Standort) braucht
ein öfterblühender Rosenstock ungefähr einen Monat Rekreation, bis zur
nächsten Blüte im August. Das heisst im Rosenstock ein wenig aufräumen und
Verblühtes 2 bis 3 Augen tiefer abschneiden, egal ob diese Augen noch schlafen
oder schon austreiben.
Nach der zweiten ungefähren Augustblüte kann man der öfterblühenden Rose
durch einen weiteren pflegenden Schnitt im September zu einer leichten
dritten Blüte im Oktober bis Dezember verhelfen.
Das sind die Rosen, die am meisten Aufmerksamkeit erregen und gar wegen der
kühlen Jahreszeit lange blühen.
Man kann auch anders mit seinem Rosengarten umgehen, indem man nämlich
jeden Tag die verblühten Rosen 2 bis 3 Augen tiefer, beim einem Fünf-Fingerblatt
abschneidet. Auf diese Weise hat man immer wieder einzelne Blüten, schön
gestuft auf dem ganzen Strauch, der dadurch wie von selbst den ganzen
Sommer remontiert.

In dem man den Saftstrom immer wieder kürzt, baut man einen Rosenstock
von unten auf, denn die Saftwaage versorgt gerne neue, freigelegte Augen in
gleicher Höhe, anstatt sich bis in den Herbst hinein an längst verblühten Rosen
(Mumien) auf alten Zweigen vorbei bemühen zu müssen.
«Müssen», weil der innere Kreislauf einer Rose, wegen der Photosynthese
immer die Kurve bis zum höchsten Punkt der Pflanze macht.
Ob er sich nun in 2 m Höhe oder nur auf 40 cm Höhe befindet.

Um grosse Blattoberflächen für die Photosynthese zur Verfügung zu stellen, ist
es wichtig die Rosenzweige immer wieder auf gesunde Fünf-Fingerblätter zu
kürzen. Auf diese Weise verdampft mehr Flüssigkeit aus den gesamten
Blattoberflächen und durch das entstehende Vacuum wird die Saftsäule nach
oben gezogen. Von oben (Schnittstelle) nach unten gezählt werden nun die
kleinen «Augen» in den Blattansätzen mit Nahrung versorgt. Die obersten zuerst.
Darum verkahlt eine Kletterrose gerne um die Füsse und darum sollte man schon
in den ersten Jahren daran denken einige ihrer Triebe etwas kürzer zu halten.

Beide erwähnten Arten von sommerlicher Unterstützung können mehr oder
weniger für die folgende Rosensorten geleistet werden.
Gleichzeitig noch der Hinweis auf das ungefähre Halbieren der Rosensträucher
im Monat November.

STRAUCH-ROSEN,
wie Westerland, Chinatown, Schneewittchen, Mozart, Herzogin Frederike.
Öfterblühend.
Wenn sie im Sommer 1,5 m gross waren, im Winter bis auf robuste 1 m kürzen.

BEETROSEN,
wie Leonardo da Vinci, Bonica 82, Aprikola, Resonanz, Chorus.
Öfterblühend.
Wenn sie im Sommer 80 cm gross waren auf 50 cm kürzen.

BODENDECKER,
wie Fairy, Limesglut, Heidentraum, Muttertag, Black Forest.
Öfterblühend.
Wenn sie im Sommer 50 – 60 cm gross waren auf 40 cm kürzen, nicht kürzer.

KLEINE KLETTERER,
wie Rose Eden, Ghislaine de Filigonde, Florentina.
Öfterblühend.
Wenn sie im Sommer 2.50 m gross waren auf 2 m einkürzen.

KLETTER-ROSEN,
wie Santana, Golden Gate, New Dawn, Polka.
Öfterblühend.
Wenn sie bis 4 m hoch waren, die Triebe gemischt auf 3 m, 2 m und 1 m einkürzen.

ZWERG-ROSEN,
wie die tolle Cumba Meilandina.
Öfterblühend.
Wenn sie 50 cm hoch waren, nur auf 40 cm einkürzen.
Sie brauchen ihre Eigenwärme.

EDEL-ROSEN,
wie Queen Elisabeth, Grande Amore, Inspiration.
Öfterblühend.
Wenn sie, mangels jährlichem Rückschnitts bereits lange, kahle Beine haben,
nur vorsichtig kürzen.

STAMMROSEN,
wie Westzeit, Aprikola, Inspiration.
Öfterblühend.
Die Kronen werden gegen Mitte hin eingekürzt und von altem Holz und
Dünnzweigen befreit.

RAMBLER-ROSEN,
wie Lykkefund, American Pillar, bis 6 m, «Bienenweide» mit Hagebutten.
Einmalblühend. Klettert nicht.
Braucht ein unterstützendes Dach für ihre langen Triebe. Selten auslichten.

CLIMBER-ROSEN,
wie die Kletterrosen New Dawn, Santana, Sympathie.
Brauchen Kletterhilfe. Öfterblühend.

HISTORISCHE ROSEN,
wie die duftende «Königin von Dänemark» wachsen zu dichten, grossen
Sträuchern heran und sind bienenfreundlich.
Einmalblühend. Hagebutten. Viele historische Rosen sind auf der wunderbaren
Webseite, «naturimgarten.ch» online zu sehen und zur Blütezeit in Wuppenau
zu bewundern. Die Webseite sowie der Rosengarten werden von
Frau Margrit Gähler betreut.
Ohne ihr Zutun ergiesst sich aber über das hohe Scheunendach in den Monaten
Mai und Juni die schneeweissblühende dänische Ramblerrose,
«Lykkefund» = «Gefundenes Glück».

WILDROSEN,
wie die einfache, aber überbordende «Hunds-Rose» = Rose Canina.
Einmalblühend.
Sie ist quasi der Ursprung der späteren Rosenvielfalt und ihre wuchsfreudige
Wurzel dient manch Rosendiva als sichere «Unterlage» für das Okulieren.
Da dicht überhängend braucht sie viel Platz und wird nur an der Basis verjüngt.
Altes Holz wird herausgeschnitten.
Wildrosen dienen gut und gerne als dichter Schutz für unsere Vögel und die roten
Hagebutten als Nahrung.

BALKON – ROSEN
Sie überleben gut, wenn sie über Winter in Vlies verpackt und in einer geschützten
Ecke gestellt werden. Sobald man im März merkt, dass sie austreiben, kann man
das Vlies entfernen, sie ein wenig zurechtschneiden und ein Glas Wasser servieren.
Immer mit dem Gedanken an Vater Frost. Die Rosen sollen sich zwar ab März auf
natürliche Weise an Wind und Wetter gewöhnen, aber nicht mit Giessen,
Düngen und Schneiden künstlich angetrieben werden, ja, womöglich aus Versehen
ertränkt oder erstickt werden.

Für den Balkon empfehle ich die satt orangen-rote «Cumba Meilandina» mit ihren
wunderbar spitzen Kronenblättern. Oder die gesunde, gefüllte, rote «Florentina»
bis auf 2 m Höhe kletternd. Ein genügend grosses Gefäss gehört dazu und frische
Rosenerde. Auf dem Boden 5 bis 10 cm Blähbeton einlegen, damit die untersten
Haarwurzeln (Kapillare) nicht in feuchter Erde stehen. Ein Stück Vlies über den
Blähbeton gelegt, hält die Rosenerde vom Durchsickern zurück. In unglasierten,
porösen Tongefässen trocknet die Rosenerde auf einem heissen Balkon schneller
aus, als in glasierten.

Sieht man jetzt im Frühling im Gartencenter eine oder mehrere schöne, gesunde
Rosen, kann man sie ohne weiteres auf Vorrat mit nach Hause nehmen und eine
Woche lang selbst betreuen. An dem Tag aber, wenn man weiss, wo die Rose in
einem 40 cm tiefen Loch gepflanzt werden soll, darf man nicht vergessen die
Wurzel vorher im selben Loch bis zum obersten Rand einzuwässern.
Danach muss man sich vor Augen halten, dass eine Wurzel quasi abwechselnd
atmen und trinken möchte. Das heisst, sie soll sich den langen, warmen Tag auf
das abendliche Wässern freuen dürfen. Wenn man unter dem Rosenstock eine
Mulde aus dem Winterschutz gemacht hat, sickert das Giesswasser direkt runter
zur Wurzel, ansonsten verteilt es sich nur oberflächlich, vor allem
an heissen Tagen. Durch diese Mulde weiss man mit Sicherheit, wie viel Wasser
jede Rose bekommen hat. Das giessen sollte nie per Sprinkler über das gesamte
Rosenbeet erfolgen. Weder abends noch an Sommertagen.
Abends können die Blätter nicht trocknen bevor der Nachttau fällt. In der
Sommerhitze verbrennen die Blätter gerne beim schnellen Trocknen.
Allgemein bevorzugen Rosen einen Standort gegen Osten, damit der Morgentau
auf ihren Blättern schnell trocknet und nicht die Blattfäulnis fördert.
Einjährige und ältere Rosen brauchen nach der Mai – Juni Blüte vielleicht wieder
mal etwas Flüssigdünger für das Remontieren im Monat Juli und für die folgende
Augustblüte. Aber ganzjährig oberflächlich eingearbeiteter Kaffeesatz tut oft
Wunder. Regenwürmer sollen Kaffee lieben, Schnecken nicht.
Probieren geht über Studieren.

PFLANZENSCHUTZ ODER NICHT

Über das Thema Pflanzenschutz lässt sich bekanntlich diskutieren. Gegen
Pilzkrankheiten hat man aber schon viel unternommen, wenn man krankes Laub
jeweils sofort in den Restmüll entsorgt. So unterbindet man den Kreislauf von
Pilzsporen. Dadurch verdichtet sich der Boden unter den Rosensträuchern nicht,
sondern bleibt luftdurchlässig und gesund. Regen- und Tauwasser muss in die
Tiefe ablaufen können und nicht bei der empfindlichen Veredelungsstelle stehen
bleiben. Stau ist immer schlecht. Auch die knorrigen Fäuste, die bis heute – ähnlich
wie bei Reben – seit Generationen an alten Kletterrosen stehen gelassen werden
bremsen Jahr für Jahr den Saftstrom und die Entwicklung einer Rose.
Abzweigungen auf den Basistrieben sollten jährlich bereinigt werden.
Das Ergebnis sind klare Wegweisungen für den inneren Kreislauf der Pflanze.
Deshalb ist der Märzschnitt so wichtig.

 PFLANZUNGEN

Das ganze Jahr hindurch ausser bei frostharter Erde. Bevorzugt werden die
Monate Mai und Juni, weil man in den Blühmonaten sieht, was man kauft.
Es handelt sich dann um blühenden Rosen in sogenannten «Containern»
(Plastikgefässen). Die sogenannt «Wurzelnackte Rosen» gedeihen mindestens
so gut, aber man kann erst beim Blühen sicher sein, ob man im Herbst auch
tatsächlich die rote Ingrid Bergmann gepflanzt hat und nicht die rosafarbene
Astrid Lindgren. Das ist immer spannend. Vom Gartencenter bis anhin gut
versorgt, braucht die Rose vorläufig keinen Dünger, aber wie vorher erwähnt,
schadet ein wenig Hornmehl und etwas Kaffeesatz sicher nicht. Kunstdünger
hingegen ist fehl am Platz, denn die Kapillare (Haarwurzeln) machen wegen
der Osmose zu. Sie können den hohen Salzgehalt nicht aufnehmen.
Wichtigstes Gebot vor der Eröffnung eines neuen Rosenbeetes ist
«Abstand halten» um Viren und Pilzsporen, sowie beissende, saugende und
eierlegende Insekten dank Luftzug fern zu halten.

IM NAMEN DER ROSE

Ich hoffe sehr, dass sich nach diesem Beitrag einige Roseninteressierte trauen,
eine Rose zu pflanzen, auch wenn es nur für den Balkon ist.
Zum Beispiel die englische, gefüllte und wohlduftende Rosa Evelyn von
David Austin. Sie ist öfterblühend, robust und eignet sich sehr gut als Kübelpflanze.
Wenn eine Balkonrose den Winter nicht überlebt, kauft man nächsten Frühling
wieder eine neue. Zur Freude beider, denn Rosen mit Wurzeln sind nicht
nachtragender als Rosen in der Vase. Auch nicht, wenn sie, während den
Sommerferien Grosis Tränken nicht überlebt haben.
Das ist der Gang des Lebens und des Sterbens. Rosen sind eine Familie.
Sie freuen sich mit und für einander. Jährlich einen frischen Rosenstock auf dem
Balkon oder im Garten kostet gerade so viel wie ein Rosenstrauss und der landet
bekanntlich ohne Bedenken in der Grüntonne. Den kleinen Prinzen bitte nicht so
wörtlich nehmen. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um
eine Zeichnung handelt.

Natürlich wird ein Rosenstock das erste Mal hauptsächlich nach dem Aussehen
der Blüte ausgesucht. Aber werfen Sie vor dem Kauf doch auch einen kurzen
Blick auf die «Füsse» der Angebeteten. Sie muss auf mindestens 3 frische, starke,
grüne Basistriebe stehen, sonst wird man es bereuen.
Besuchen Sie bei der Ersten Rosenblüte Ende Mai, Anfang Juni das Gartencenter
und nehmen Sie die schönsten und gesundesten Pflanzen mit nach Hause.
Ob sie bei Ihnen zu Hause an geschützter Stelle auf das Einpflanzen warten
oder im Gartencenter spielt keine Rolle.

Viel Spass beim baldigen Besuch in einem der nächstliegenden
ROSEN – UND GARTENCENTREN:

Pflanzencenter «Breitenmoser» in Dussnang
Gartencenter «Hauenstein» in Rafz
Rosencenter «Herter» in Nussbaumen
Gartencenter «Rosen-Roth» in Kesswil

Ansonsten viel, viel Freude diesen Sommer in den verschiedenen
Thurgauer Rosengärten,

wünscht Ihnen, Evelin Scheuble-Dahl

Titelbild:
Die gelbe Rose «Westzeit»

Beitragsbild:
«Märztrieb aus einem Blattansatz“