Blog M. Baecher
Es ist zur schönen Tradition geworden, dass die Bürgergemeinde jeweils im Frühjahr zum Seniorentreff einlädt, dieses Jahr auf den Dienstag, 28. Mai. Und der Anlass findet immer mehr Anklang. So folgten dieses Jahr gegen 40 Gottlieber Seniorinnen und Senioren der Einladung. Ebenso gehört zur Tradition dieses Anlasses eine kulturelle Bereicherung, dieses Jahr in Form des Referates des Lokalhistorikers Rolf Seger über das Tägermoos.
Gottlieben grenzt zwar nicht direkt ans Tägermoos, ist aber nicht nur historisch gesehen eng mit diesem «deutschen Stück Schweiz» verbunden. Das 1,5 Quadratkilometer grosse Gebiet, das sich von östlich der Tägerwiler Badi bis zur Gemeinschaftszollanlage und dem Gut Hochstrass erstreckt und aus 600 (!) schmalen Parzellen besteht, ist eigentlich ein Stadtteil von Konstanz. Beim Gang durch die Jahrhunderte mit Rolf Seger (Bild) erfuhren die Gottlieber Seniorinnen und Senioren im Gemeindesaal unter anderem, dass durch die Schlacht bei Schwaderloh von 1499, die eben in diesem Gebiet ausgetragen wurde, die Grenze an den Konstanzer Stadtrand verschoben wurde. Oder dass 1791 der Wiesenweg durch das Tägermoos zur Landstrasse (Konstanz – Zürich) wurde, wodurch Gottlieben die Einnahmen abgegraben wurden, weil zuvor die Güter vor allem auf dem Wasserweg transportiert wurden. Oder dass im Hochwasser-Jahr 1817 das Wasser im Tägermoos 180 cm (!) hoch stand. Oder dass die heutige Grenzziehung und die Zuständigkeiten für dieses Gebiet 1831 im Staatsvertrag zwischen dem Grossherzogtum Baden und dem Kanton Thurgau geregelt wurden, der trotz späteren Anpassungen im Wesentlichen bis heute Gültigkeit hat. Oder dass die neue amtliche Vermessung 2022 ergeben hat, dass das Tägermoos 12’000 Quadratmeter kleiner ist als bisher angenommen, was die Stadt Konstanz nach Zahlung von 43’000 Franken auch akzeptierte.
Geschichte mit Geschichten fassbar machen
Rolf Seger verstand es einmal mehr, den Zuhörerinnen und Zuhören nicht nur geschichtliche Fakten zu präsentieren, sondern auch Geschichten zu erzählen, auch über Menschen und Gebäude auf diesem speziellen Flecken Erde. Und wie immer hat er seine Quellen deklariert: das eben in einer aufwendig überarbeiteten Fassung erschienene Buch von Paul Bär «Tägerwilen – Ein Blick in die Vergangenheit» (mit einem eigenen Kapitel über das Tägermoos), das Buch «Das Tägermoos – Ein deutsches Stück Schweiz» von Tobias Engelsing und das Buch «Tägerwilen — Ein Thurgauer Dorf im Wandel der Zeit» von Giger, König, Surber (Zusammenfassung nachzulesen unter: www.histvereinseerhein.ch/das-taegermoos/). Und wer mehr über den «Silberschatz vom Tägermoos» erfahren möchte, sei ebenfalls auf die Webseite des Historischen Vereins am Seerhein verwiesen (www.histvereinseerhein.ch/der-silberschatz-vom-taegermoos/)
Ein herzlicher Dank der Bürgergemeinde
Im Namen der Bürgergemeinde zu diesem Anlass begrüsst hatte Organisatorin Beatrice Egloff (Bild). Sie dankte Rolf Seger auch herzlich für sein sehr interessantes Referat, das er trotz seines Kuraufenthaltes gehalten hatte. Und die Gottlieber Seniorinnen und Senioren bekräftigen dies mit einem herzlichen Applaus.
Solchermassen geistig genährt machte sich die stattliche Schar auf den Weg zum «Ochsen» in Tägerwilen, der eigens für diesen Anlass geöffnet hatte. Dort genossen die Gottlieberinnen und Gottlieber sowie einige «zugewandte Orte» das feine dreigängige Mittagessen bei angeregten Gesprächen über Gott und die Welt. Und auch danach hatte man bei so viel Gesprächsstoff keine Eile, den Heimweg anzutreten. Für etwas ist man ja schliesslich pensioniert.
Bleibt der Bürgergemeinde einmal mehr herzlich zu danken für diese Einladung, die auch der Pflege der Dorfgemeinschaft dient.