Blog von C. Janusch

…in Konstanz

Auch dieses Jahr, nach 2020 und 2021, gab es eine Stadtführung durch Konstanz – mit einem besonderen Schwerpunkt.

Der Einwohnerverein Gottlieben hatte erneut eingeladen….

Nachdem in den letzten Jahren einmal die „Feuergassen“ und ein anderes Mal der älteste Stadtteil der Stadt – die Niederburg – im Zentrum der Besichtigung standen, widmete sich der Stadtführer Daniel Gross dieses Mal den Wandmalereien in der bischöflichen Stadt.

Bei herrlichstem Herbstwetter – Sonnenschein und angenehmen Temperaturen – trafen sich knapp zehn Gottlieber vor dem Hauptbahnhof am Sonntagvormittag, den 23. Oktober.

Daniel Gross – auch zum 3. Mal der Leiter des „Spaziergangs“ – ist ein stadtbekannter Historiker und wie auch in den vergangenen Jahren überzeugte er durch unglaublich fundiertes und umfassendes Wissen, das er eloquent, unterhaltsam und bildhaft in interessante Geschichten und nette Anekdoten verpackte.

Die Gottlieber erfuhren z. B. in spannender Erzählung, dass die Dreifaltigkeitskirche wunderschöne Fresken im Mittelschiff aufweist, die Anfang des 15. Jahrhunderts während dem Konzil in Auftrag gegeben und gemalt wurden.

Daniel Gross, ein Spezialist für den mittelalterlichen Kontext und für geschichtliche Abläufe, brachte die Wandmalereien in historische und kunsthistorische Zusammenhänge.

Im Laufe der Führung ging es quer durch die Stadt an einigen bemerkenswerten Hausfassaden entlang. Rokoko- und Renaissancefassaden hinterliessen tiefe Eindrücke, deutlich wurde dabei der Unterschied zwischen narrativer Malerei und der Darstellung abgeschlossener Episoden.

Die Fassade des Rathauses und die Geburtsstunde Preussens (am Obermarkt historistisch dargestellt von Karl Häberlin, dem gleichen Maler, der auch das Foyer des Schloss Castell in Tägerwilen gestaltete) waren ebenso Thema wie Häusernamen, die als schöne und detaillierte Kartuschen die Gebäudewände der Stadt bis heute zieren.

Das Highlight der Führung – hier kommt man nur unter kompetenter Leitung hin – waren die sogenannten Weber-Fresken im Haus zur Kunkel in der Nähe des Münsters…sehenswert und hochinteressant.

Zeichnerische Darstellungen der Parzival-Legende von Wolfram von Eschenbach in einem Raum – beides zeitgleich im 14. Jahrhundert entstanden – mit malerischen Darstellungen der ältesten, noch so gut erhaltenen, profanen Fresken „in sito“.

Diese sind hier faszinierende Wandmalereien von handwerklichem Alltag – Spinnerei, Weberei und Leinenhandel – Leinenweberei direkt dort noch heute sichtbar, wo sie vor 800 Jahren auch angebracht wurden…

Diese Stadtführung verdient den Titel „besonders eindrucksvoll“ und jeder Teilnehmer nimmt die Wandmalereien in Konstanz in Zukunft sicher anders wahr.

Vielen Dank an den Einwohnerverein für diese Möglichkeit, Konstanz malerisch zu erleben.

Fotos: C. Janusch