Blog von M. Baecher
…besucht Gottlieben
Dass Gottlieben immer mal wieder in den Medien vorkommt, ist mittlerweile nichts Ungewohntes mehr, dass aber unser Dorf Besuch von Medien aus der Westschweiz erhält, ist doch recht selten. So geschehen am Mittwoch, 25. Juni, als Stéphane Deleury vom Radio RTS auf Reportage für einen Beitrag für die Morgensendung «La Matinale» hier war.
Es wird zwar schliesslich nur ein Beitrag von fünf Minuten resultieren, aber er wird Gottlieben mit seinen Besonderheiten über die Sprachgrenze hinaus bekannter machen. Ausgestrahlt werden soll er Ende Juli oder Anfang August.
Serie über die kleinsten Gemeinden
Das Westschweizer Radio RTS 1 plant über die Sommer- bzw. Ferienzeit, in der die Nachrichten in der Regel etwas spärlicher werden (Saure-Gurken-Zeit), eine Serie über die kleinsten Gemeinden der Schweiz, sieben aus der Westschweiz sowie drei aus der Deutschschweiz und dem Tessin. Da ist es schon eine Ehre, ausgewählt worden zu sein! Und der Journalist Stéphane Deleury hat immerhin insgesamt sechs Stunden Bahnfahrt auf sich genommen, um von Neuenburg, seinem Wohn- und hauptsächlichen Arbeitsort, an die Landesgrenze im Nordosten zu kommen. Er ist seit über 20 Jahren bei RTS, lange Zeit als Bundehaus-Journalist und als Leiter der Westschweizer Bundeshaus-Redaktion. Ein Radio-Mann aus Leidenschaft.
Warum ist Gottlieben so klein?
Der Thematik entsprechend war eine der ersten Fragen, die Stéphane Deleury Gemeindepräsident Paul Keller im Gemeindehaus stellte, warum denn Gottlieben so klein sei. Die Antwort: Weil die Konstanzer Bischöfe den Gottliebern zwar das exklusive Recht gewährten, im Seerhein zu fischen, ihnen aber verboten, Land zu erwerben (Grundbesitz hätte sie ja davon abhalten können, sich mit voller Kraft der Fischerei zu widmen), und sie verpflichteten, ihnen jährlich Tausende von Fischen als Steuern abzuliefern. Stéphane Deleury interessierten aber unter anderem auch Fragen der politischen Selbstständigkeit und zum finanziellen Zustand der Gemeinde.
Geräusche vermitteln Bilder
Beim Spaziergang durch das Dorf nahm Stéphane Deleury immer wieder unvermittelt Geräusche auf: das Rufen und Lachen der Schulkinder in der Pause, das Glockengeläut der Kirche um 11 Uhr, das Plätschern der Dorfbrunnen, das Rauschen des Wassers bei der Wegfahrt des Kursschiffes. Das Radio kann eben keine Bilder vermitteln, sie müssen über die Geräusche bei den Zuhörern selber entstehen.
Schöne Zufälle gibt’s
Grosses Interesse zeigte Stéphane Deleury auch am Literaturhaus Thurgau im Bodmanhaus. Wie kommt es, dass ein so kleiner Ort an der Peripherie eine solche Einrichtung hat, die man sonst nur in grösseren Städten findet? Monika Fischer, Geschäftsführerin der Thurgauischen Bodman-Stiftung, gab in perfektem Französisch Auskunft. Und dass mit Marianne Brun im Moment gerade eine Autorin in der Gastwohnung im Literaturhaus wohnt und arbeitet, die zwar in Zürich zu Hause ist, aber auf Französisch schreibt, ist ebenso ein glücklicher Zufall, wie das strahlende Sommerwetter an diesem Tag.
Hüppen als Botschafter
Und zum Schluss durfte natürlich ein Besuch bei der Gottlieber Spezialitäten AG nicht fehlten, denn vermutlich ist Gottlieben schon bisher am ehesten über dieses spezielle Gebäck auch in der Westschweiz bekannt. Seit wann werden die Hüppen hier hergestellt – und wie? Das waren die Fragen, die David Jovanovic auf einer Führung durch den Betrieb kompetent beantwortete. Und vermutlich werden in der Radiosendung auch die Geräusche der Hüppenmaschinen zu hören sein. Eben: Geräusche vermitteln Bilder. Und wir sind gespannt, welchen Eindruck der Beitrag von RTS von Gottlieben vermitteln wird.
Radiobeitrag: https://www.rts.ch/play/tv/-/video/-?urn=urn:rts:video:5dd760ad-0cb7-344d-8ba5-bdfb09467d6f
Fotos: M. Baecher
