Blog von M. Baecher
…am Ufer des Seerheins
«Literarische Streifzüge am Ufer des Seerheins» – so der Titel des diesjährigen Sommerfestes des Literaturhauses Thurgau. Dabei haben die fünf Teilnehmerinnen und der Teilnehmer der 1. Gottlieber Schreibwerkstatt im bis auf den letzten Platz besetzten Dachgeschoss des Bodmanhauses die in diesem Rahmen erarbeiteten Texte vorgetragen. Im zweiten Teil des Abend wurde draussen im Innenhof die aktuelle Ausgabe (Nummer 11) des Literarischen Jahresheftes «Mauerläufer» mit zwei Kurzlesungen präsentiert.
Die 1. Gottlieber Schreibwerkstatt stand unter dem Motto: «Mehr Wildnis wagen: Schreibend das Ufer des Seerheins erkunden» und war damit Bestandteil des derzeitigen thematischen Schwerpunktes des Literaturhauses Thurgau: Nature Writing. Sie ist auf grosses Interesse gestossen, haben sich dafür doch 16 Autorinnen und Autoren beworben, aus denen von der Werkstatt-Leitung fünf Teilnehmerinnen und ein Teilnehmer ausgewählt wurden. Was nicht einfach war, wie Laura Vogt, zusammen mit Karsten Redmann Leiterin der Werkstatt, sagte. Ausser dem «Quotenmann», wie er sich selbst bezeichnete, hatten alle bereits literarische Erfahrung. So auch Elke Reinauer, die einzige Teilnehmerin aus Gottlieben, die bereits zwei Romane veröffentlich hat.
Zwei Wochenendtreffen und viel Austausch
Bei einem ersten Wochenendtreffen (28. Juni) in Gottlieben begaben sich die Teilnehmenden nach einer Einführung ins Ried unterhalb der Krüger-Werft, um dort, umgeben von der Natur, zu vorgegeben Themen zu schreiben. Die ersten Entwürfe wurden vor Ort vorgelesen und dazu gegenseitig Inputs gegeben. In der Zeit bis zum zweiten Wochenendtreffen (9. August) wurden die Texte weiterentwickelt, und es fand ein reger Austausch online statt. Die so gereiften Texte wurden beim zweiten Treffen sehr ausführlich besprochen.
Resultiert haben sehr unterschiedliche Texte, wie Karsten Redmann sagt, wobei sich einerseits poetische-lyrische und andererseits erzählerisch in etwa die Waage halten.
Von der Qualität der Arbeiten konnte sich das zahlreiche Publikum bei der Präsentation anlässlich des Sommerfestes überzeugen. Sie zeugen alle von einer intensiven Auseinandersetzung mit der Natur und der Beziehung des Menschen dazu – auf sehr verschiedene Weise. Den Anfang machte Matthias Zehringer, der sich in seinem «Meta-Text», durchaus witzig und selbstironisch, mit sich und den übrigen Teilnehmerinnen der Schreibwerkstatt auseinandersetzte.
Wie Karsten Redmann als derzeitiger Programmleiter des Literaturhauses ankündigte, ist auch für nächstes Jahr eine Schreibwerkstatt zum Thema «Nature Writing» geplant.
(Literarischer) Naturspaziergang am 21. September
Das Thema «Nature Writing» bildet auch im Programm für das dritte Trimester 2025 ein Schwerpunkt, so am Sonntag, 21. September, 14.15 bis 16.15 Uhr, beim Naturspaziergang durch das Schutzgebiet Espenriet. «Wir beschäftigen uns mit den Prozessen in der Natur in dieser Jahreszeit, die der Vorbereitung auf den Winter dienen: vom Blätterabwurf der Bäume bis zu den verschiedenen Überwinterungsstrategien der Tiere», heisst es in der Ankündigung. Biologin Kathrin Wittgen von Pro Natura Thurgau wird durch das Naturschutzgebiet führen, befragt von Moderator Dominik Dusek. Literarisch wird der Spaziergang von Schauspielerin Maria Lisa Huber begleitet, die zur Natur passende Gedichte vorträgt.
Der Spaziergang findet bei jeder Witterung im Freien statt. Alle Teilnehmenden erhalten einen Kopfhörer mit individuell einstellbarer Lautstärke. Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit «lauschig – wOrte im Freien» aus Winterthur.
Preisträgerin am 23. Oktober zu Gast
Mit Franziska Füchsl (Bild) ist am Donnerstag, 23. Oktober, 19.30 Uhr, die Preisträger des Deutschen Preises für Nature Writing im Bodmanhaus zu Gast. Ihre Grenzlandprosa setzt entlang des Flusses Grosse Mühl in Oberösterreich und seiner Verzweigungen eine faszinierende Naturlandschaft in Szene, verschweigt aber auch nicht deren kulturelle Prägungen – und Verheerungen. Die Herkunftsregion der Autorin wird in diesem Erzählen Gegenstand einer Heimatkunde, welche die geologische Beschaffenheit des Gneis- und Granithochlands ebenso im Blick hat wie die lokalen Dialekte und die Grenzgeschichten der Region. Der Fluss wird zu einem Ort des Denkens und der Reflexion über die Beziehung zwischen Mensch und Natur.
Fotos: M. Baecher
