Blog: M. Baecher

auf Schloss Gottlieben

Es stimmte einfach alles bei der (Avant-)Première auf Schloss Gottlieben: ein höchst interessantes musikalisches Programm, aussergewöhnliche Künstlerinnen und Künstler, wundervolle Gastgeber – und in den historischen Räumlichkeiten ein Rahmen, der nicht besser hätte passen können. Kurz: ein beglückendes Gesamterlebnis. Es war eine Première in doppeltem Sinne: einerseits für das musikalische Programm und andererseits für solche Veranstaltungen an diesem Ort überhaupt. Eine in jeder Hinsicht gelungene Erstaufführung, die auch erahnen liess, was auf Schloss Gottlieben künftig alles möglich sein könnte.

«Auf Schloss Gottlieben erklingt wieder Musik.» Mit diesem einleitenden Satz hatten Tatjana und Thomas Huber-Gazdik, die neuen Besitzer von Schloss Gottlieben, Freunde und Bekannte auf den Sonntag, 15. September, zu einer Avant-Première unter dem Titel «Wagner versus Meyerbeer – Une rivalité allemande en musique à Paris» eingeladen. «Avant» darum, weil dieses Programm später im Bruckgut im baslerischen Münchenstein sowie auf Château de Bosmelet in der Normandie aufgeführt werden wird. Hausherr Thomas Huber begrüsste die Gästeschar zu diesem besonderen Abend im «noch nicht restaurierten ‘Mardersaal’». Diese Bezeichnung erhielt der Raum, der ehemalige Fürstensaal mit Billardtisch, weil hier permanent klassische Musik ertönte, um die Marder abzuwehren.

Mannigfaltige Verbindungen zum Arenenberg

Unter den Gästen konnte Thomas Huber auch Dominik Gügel (Bild), den Direktor des Napoleon-Museums Arenenberg, begrüssen. In seinen kurzen Ausführungen erinnerte er nicht nur daran, dass schon zur Zeit, als Königin Hortense Schloss Gottlieben erwarb (1836) und umbauen liess, hier musikalische Aufführungen stattgefunden haben. Er wies auch auf die Verknüpfung von Louis Napoléon III., dem Sohn von Hortense, und Giacomo Meyerbeer hin, dessen Musik an diesem Abend erklingen sollte. Zudem war Franz Liszt, der Schwiegervater von Richard Wagner, Gast auf Schloss Arenenberg.

Ungewöhnliches Programm meisterhaft gestaltet

Damit war der nahtlose Übergang zum musikalischen Programm des Abends geschaffen, das neben Werken von Richard Wagner (1813 – 1883) eben auch solche von Giacomo Meyerbeer (1791 – 1864) erklingen liess. Im Gegensatz zu Wagner ist Letzterer weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl er einer der erfolgreichsten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts war und als Meister der französischen Grand opéra gilt (Wikipedia). Meisterhaft waren denn auch die Interpretationen der Künstlerinnen und Künstler dieses Abends: allen voran von Hausherrin und Sopranistin Tatjana Gazdik-Huber und des Charaktertenors Andreas Jäggi, ebenso meisterhaft begleitet von der Pianistin Chantal von Glenck am Bösendorfer-Flügel. Wundervoll ergänzt wurde das höchst abwechslungsreiche Programm mit ausdrucksvollen Beiträgen von Sprecher und Schauspieler Urs von Glenck (Bild). Nicht zu vergessen: Tochter Leonie Huber, die dauerhaft auf Schloss Gottlieben wohnt, sorgte für die historischen Kostüme, neben der Architektur ihre zweite Leidenschaft. Eben: Er stimmte wirklich alles an diesem Abend.

Glücksfall bestätigt

Diese (doppelte) Première ist in jeder Hinsicht gelungen. Sie zeigte nicht nur, dass erst die passenden Räume und die entsprechende Umgebung einen solchen musikalischen Abend zu einem stimmigen Gesamterlebnis werden lassen. Sie machte auch deutlich, welches Potential Schloss Gottlieben dafür bietet. Und die neuen Eigentümern wollen dieses Potential (wieder) zur Entfaltung bringen. Ein vielversprechender Anfang ist gemacht. Er lässt auf weitere solch beglückende Aufführungen hoffen. Und es hat sich erneut bestätigt: Es ist ein Glücksfall, dass Schloss Gottlieben in diese Hände gekommen ist – auch das in jeder Hinsicht.

Fotos: M. Baecher