Blog von M. Baecher

Streifzug durchs Paradies vor der Haustüre

Mit dem Wollmatinger Ried hat Gottlieben gewissermassen das Paradies vor der Haustüre (auch wenn dazwischen die Landesgrenze liegt). Und trotzdem haben viele Gottlieberinnen und Gottlieber (auch solche, die schon lange hier wohnen) es noch nie besucht. Einmal mehr Gelegenheit dazu bot der Einwohnverein am Muttertag, dem 14. Mai. Und über 30 Erwachsene und Kinder jeden Alters nutzten sie.

Als sie sich bereits um 8.30 Uhr auf der Seepromenade versammelten, war das Wetter alles andere als einladend. Doch als Vizepräsidentin Suzanne Lampel, die die Ried-Wanderung für den Einwohnerverein organisierte, zum Auftakt frische Gipfeli vom Dorfladen verteilte, war das gewissermassen schon eine erste Aufhellung. Und als Carsten Hinrichsen mit seinem Kahn am Gästesteg vorfuhr und die erste Gruppe elegant über den Seerhein transportierte, waren die misslichen Witterungsbedingungen schon bald vergessen. Zwar musste die Strecke auf dem Gottlieber Weg entlang des (Regenwasser-)Kanals vom Seerheinufer bis zum «Vogelhäusle» bei der Konstanzer Kläranlage noch bei Regen zurückgelegt werden, aber schon bald nachdem die Führung durch das Ried von dort aus gestartet war, hatte auch Petrus ein Einsehen und bescherte den Gottlieberinnen und Gottliebern eine wohltuende Regenpause.

Viel dazugelernt

Auf der rund dreistündigen Wanderung durch das Naturschutzgebiet, das nur im Rahmen von Führungen auf den festlegten Pfaden begangen werden darf, wies Mario Vomhof, der seinen einjährigen Freiwilligendienst für den mit der Betreuung des Naturschutzgebietes beauftragten Naturschutzbund Deutschland (NABU) absolviert, auf die verschiedensten, teils seltenen Pflanzen und Vogelarten hin: die (gelb blühende) Sibirische Schwertlilie, die Mehlprimel, die Wasserminze, das fleischfarbene Knabenkraut, die Kuckucksnelken, aber auch den Kuckuck selbst, den Mauersegler, den Schwarzmilan, den Rohrschwirl und, und … Mario Vomhof zeigte den Gottlieberinnen und Gottlieber ebenso die «Gitftkammer» des Rieds, wo verschiedene, teils hochgiftige Pflanzen wie Herbstzeitlose und Wolfsmilch wachsen, und er berichtete vom mühsamen Kampf gegen invasive Neophyten wie die Goldrute.

Solchermassen in jeder Hinsicht bereichert kehrte die Gottlieber Schar ans Ufer des Seerheins zurück, von wo aus Carsten Hinrichsen mit seinem Kahn wieder alle wohlbehalten an das Gottlieber Ufer zurückgebrachte. Alle, die dabei waren, werden künftig wohl mit anderen Augen aufs gegenüberliegende Ufer blicken – wissend, welch weite, reichhaltige und einmalige Naturoase sich hinter dem schmalen Schilfgürtel verbirgt.


15 mal die Fläche von Gottlieben

Das mit dem Europadiplom ausgezeichnete Wollmatinger Ried ist ein Naturschutzgebiet, in dem rund 600 verschiedene, teils sehr seltene Farn- und Blütenpflanzen gedeihen und fast 300 Vogelarten zu beobachten sind. Vor allem für Wasservögel ist das Wollmatinger Ried als Brut-, Rast- und Überwinterungsplatz von herausragender Bedeutung, weshalb auch 270 Hektaren Seefläche dazu gehören. Allein die 487 Hektaren grosse Landfläche ist rund 15 mal grösser als das Gemeindegebiet von Gottlieben.

Riedführungen (ohne Voranmeldung) gibt es jeden 1. und 3. Sonntag um 8.30 Uhr, und von April bis September jeden Mittwoch und Samstag um 16.00 Uhr. Treffpunkt ist beim «Vogelhäusle» bei der Konstanzer Kläranlage. Mehr Informationen unter: www.nabu-bodenseezentrum.de


Fotos: M. Baecher