Blog von M. Baecher

neuen Gemeindepräsidenten

Gemeindeversammlung genehmigt Rechnung, Kredite und Einbürgerungen

Gottlieben hat einen neuen Gemeindepräsidenten: Die Gemeindeversammlung vom Pfingstdienstag, 10. Juni, wählte den bisherigen Vizepräsidenten Bruno Schärer mit einem Glanzresultat zum Nachfolger des scheidenden Paul Keller. Ebenso glanzvoll wurde Jürgen Friedrichs in den Gemeinderat gewählt, wo er von Bruno Schärer das frei werdende Ressort Bau und Planungen übernehmen wird. Auch alle anderen Geschäfte fanden grossmehrheitliche Zustimmung: die Ersatzwahlen in die RPK, die Rechnung 2024, zwei Kreditbegehren, die Teilzonenplanänderung und drei Einbürgerungen.

Paul Keller begrüsste die 45 Stimmberechtigten und zahlreiche Gäste zur letzten Gemeindeversammlung unter seiner Führung mit der Bemerkung, dass auf den Tag genau vor einem Jahr das Hochwasser des Seerheins seinen Höchststand erreichte. Er lag damals 139 Zentimeter höher als zum jetzigen Zeitpunkt!

Erfreulicher Rechnungsabschluss

Auch wenn die Rechnung 2024 statt mit einem budgetierten Aufwandüberschuss von fast 218’000 Franken mit einem Ertragsüberschuss von rund 10’500 Franken abschloss (siehe auch Vorbericht in den «Gottlieber Nachrichten»), gab sie zu etlichen Fragen Anlass. Die Abweichungen zum Budget wurden vom zuständigen Gemeinderat Peter Fritschi anhand von übersichtlichen Folien eingehend erläutert (Bild), zum Beispiel die Aufwendungen für denkmalpflegerisch bedingten Massnahmen im Zusammenhang mit dem Schloss von gut 85’000 Franken, die aber zum grössten Teil (77’000 Franken) vom Kanton übernommen wurden, da der Gemeindeanteil nur 10 bis 15 Prozent beträgt. Wie auf Nachfrage erklärt wurde, ist schwer abzuschätzen, wie sich diese Aufwendungen in den nächsten Jahren entwickeln werden, zumal es gemäss der vorgeschlagenen Neuregelung der Denkmalpflege auch möglich wäre, dass auf Grund des hohen Schutzstatus’ des Schlosses alle Aufwendungen zulasten von Bund und Kanton gehen. Wie später erklärt wurde, ist zudem noch offen, wie hoch die Grundstückgewinnsteuern aus dem Verkauf des Schlosses sein werden.

Zu Diskussionen Anlass gab im Weiteren, wie künftig die Rechnung in der Broschüre für die Gemeindeversammlung dargestellt werden soll. Erstmals wurde heuer, nicht wie gewohnt, die Gliederung nach Funktionen, sondern nach Arten der Kosten gewählt, um die Übersichtlichkeit zu verbessern. Die Behörde wird nach Möglichkeiten suchen, bei der nächsten Rechnung die Vergleichbarkeit zum Budget bzw. zum Vorjahr sowie die Kommentierung der Abweichungen zu verbessern.

Trotz den verschiedenen Fragen wurden die Erfolgs- und die Investitionsrechnung sowie die Zuweisung des Ertragsüberschusses schliesslich einstimmig gutgeheissen und Peter Fritschi und Gemeindeschreiberin Karin König bestens verdankt.

Problemlose Wahlgeschäfte

Schneller gingen die Wahlgeschäfte über die Bühne: Bruno Schärer wurde in geheimer Abstimmung mit 39 Stimmen bei 6 Enthaltungen glanzvoll zum neuen Gemeindepräsidenten gewählt, Jürgen Friedrichs gar mit 43 Stimmen bei 2 Enthaltungen in den Gemeinderat. Die Ersatzwahlen in die Rechnungsprüfungskommission (RPK) konnten – da nicht anders verlangt – gar in offener Wahl und in Globo durchgeführt werden. So wurden Markus Lutz als Ersatz für den in den Gemeinderat gewählten Thomas Schürpf als neues RPK-Mitglied sowie Bianca Rausch als Ersatz für die zurückgetretene Andrea Meier De Pellegrini als Suppleantin der PRK einstimmig gewählt.

Zwei Kreditbegehren gutgeheissen

Keine Gegenstimmen gab es auch bei den beiden Kreditgeschäften. So wurde zunächst der Kredit von 33’000 Franken (inkl. Reserve von 5%)  als Anteil von Gottlieben (4,3%) an die Sanierung der regionalen Schiessanlage Bäärenmos in Neuwilen genehmigt. Da erwartet wird, dass sich Bund und Kanton mit etwa 40 % an den Gesamtkosten von 726’000 Franken beteiligen werden, kann Gottlieben mit einer Rückerstattung von rund 12’500 Franken rechnen.

Für die elektrische Versorgung der neuen Schiffsanlegestelle wird eine neue Verteilkabine auf der Parzelle 34 erstellt (hinter dem Zollhaus beim dortigen Hochwasserweg). Damit ist es auch möglich, die alten Hausanschlüsse an der Seestrasse (Nr. 5, 7 und 9) zu erneuern. Nach Abschluss dieser Arbeiten werden alle Anschlüsse zu den Liegenschaften im nördlichen Teil von Gottlieben saniert sein. Für diese Netzsanierung an der Seestrasse und zwei neue Strassenleuchten wurde ein Kredit von 52’000 Franken beantragt, der von der Gemeindeversammlung ebenfalls diskussionslos und einhellig genehmigt wurde.

Teilzonenplanänderung für die Energiezentrale

Ebenso einhellig war die Zustimmung zur Teilzonenplanänderung für die Schaffung einer Energiezone beim Espenweiher. Diese ist notwendig, um westlich angebaut an die grosse Werfthalle der Kibag auf einer Grundfläche von 171 Quadratmeter die Energiezentrale für die Seewassernutzung und den Wärmeverbund bauen zu können. Die dafür ebenfalls notwendige Anpassung des Gestaltungsplans Rietblick und die Festlegung des Gewässerraums des Seerheins sowie des Espenkanals und des Espenweihers kann der Gemeinderat – im Gegensatz zur Zonenplanänderung – in eigener Kompetenz genehmigen, was er auch bereits getan hat. Wie später mitgeteilt wurde, gehen jetzt alle Unterlagen zur Genehmigung an den Kanton, zusammen mit dem Baugesuch für die Energiezentrale, das bis zum 28. Mai öffentlich aufgelegt war. Da vom Kanton alles bereits vorgeprüft wurde, kann damit gerechnet werden, dass nach dem Herbstferien mit dem Bau der Energiezentrale begonnen werden kann. Die Bauarbeiten müssen wegen des Wasserstands über den Winter erfolgen.

Drei Einbürgerungen

Und schliesslich wurden auch die drei Einbürgerungen diskussionslos und mit nur einigen wenigen Gegenstimmen gutgeheissen. Entsprechend gross war die Freude bei den neu ins Bürgerrecht der Gemeinde Gottlieben Aufgenommenen, die da sind: Dunja Späth-Gehring, Oliver Bahr sowie die Familie Petra und Carsten Hinrichsen mit den Kindern Lasse, Mads und Vince. Wie sie im Anschluss an die Versammlung erleichtert versicherten, bedeutet ihnen dieser Schritt sehr viel.

Worte der Wertschätzung und des Dankes

Nach den Mitteilungen (siehe unten) schloss Gemeindepräsident Paul Keller seine letzte Gemeindeversammlung, die von ihm geleitet wurde, mit einem Dank an die Gottlieberinnen und Gottlieber, dass sie ihm die Gelegenheit gegeben hätten, über die letzten zehn Jahren als Gemeinderat und Gemeindepräsident viel Neues zu lernen, neue Erfahrungen zu sammeln und schliesslich auch etwas zu bewirken. Es seien äusserst vielseitige und interessante Aufgaben gewesen, die er immer sehr gerne angepackt habe. Das Projekt für die neue Schiffsanlegestelle, so Paul Keller weiter, sei für ihn symbolisch für den Gemeinsinn und das gute Verhältnis und die konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Bevölkerung, dem Gemeinderat und der Gemeindeverwaltung in Gottlieben. Die wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft von Gottlieben sind für ihn: entscheiden, handeln, Ausdauer zeigen und das Ziel verfolgen, genau so wie bei diesem Projekt der neuen Schifflände. «So kann das Dorf auch weiterhin selbst bestimmen und selbständig bleiben», so Paul Keller abschliessend.

Sein Nachfolger Bruno Schärer, der sein neues Amt am 1. Juli antreten wird, würdigte danach die enormen Leistungen von Paul Keller für Gottlieben. Beeindruckt hat ihn an ihm immer sein lösungsorientierter Ansatz, sein Biss und  seine Gründlichkeit – als Weg zum Erfolg. Im Namen des Gemeinderates, aber auch der ganzen Bevölkerung dankte Bruno Schärer Paul Keller herzlich für seinen ausserordentlichen Einsatz, was von den Stimmberechtigten mit langanhaltendem, tosendem Applaus bekräftigt wurde. Da er nun mehr Zeit habe für seine Leidenschaften im Garten und in der Musik übergab Bruno Schärer Paul Keller als Ausdruck der grossen Dankbarkeit einen Mirabellen-Baum und einen Gutschein für Unterrichtsstunden bei seinem bevorzugten Musiklehrer.

Interessante Neuigkeiten aus dem Gemeindehaus

Neben den ordentlichen Geschäften sind bei den Gemeindeversammlungen auch die Mitteilungen immer von besonderem Interesse, so auch bei jener vom Pfingstdienstag, 10. Juni:

  • Als Aktionärin der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein erhält die Gemeinde jedes Jahr Gutscheine im Wert von 5 Franken zum Bezug von Fahrkarten. Sie können bei der Gemeindeverwaltung bezogen werden.
  • Das Kantonslabor hat dem Trinkwasser in Gottlieben nach der Kontrolle vom April 2025 eine ausgesprochen gute Qualität bescheinigt.
  • Aus dem Jahresgewinn 2024 der Thurgauer Kantonalbank (TKB) erhält Gottlieben gut 11’000 Franken.
  • Der Schiffslandesteg an der Promenade konnte wegen den aufwendigen Bewilligungsverfahren zwar erst ein Jahr später als geplant realisiert werden, dafür dann umso schneller. Jetzt fehlt noch das unverwechselbare Ortsschild, das in der gleichen Art wie das bisherige aussehen soll. Die Kosten werden wegen den vielen Auflagen des Bundes vielleicht leicht höher ausfallen als geplant.
  • Die alten Eichen-Dalben finden auf Anregung von Theo Ellenbroek jetzt als Sitzbänke beim Espenweiher und am Rheinweg eine weitere Verwendung. Eine Sitzbank ist noch in der Reserve auf dem Kiesplatz an der Kreuzung Ländli-/Weiherstrasse (Bild), wo sie allerdings auch bereits benutzt wird.
  • Da für die Bauarbeiten an der Krone die Seestrasse in diesem Bereich gesperrt wird und während der Bauphase auch der Hochwasserweg nicht zur Verfügung steht, hat der Gemeinderat bewirkt, dass um die Kronen-Terrasse herum ein temporärer Steg für die Fussgänger (Bilder) erstellt wurde. Der Bauherr hat sich freundlicherweise bereit erklärt, die Kosten dafür zu übernehmen. Mit dem Beginn der eigentlichen Bauarbeiten ist demnächst zu rechnen.
  • Wie der zuständige Gemeinderat Thomas Schürpf bekannt gab, soll statt 2026 (775 Jahre) erst 2028 das 777 Jahr-Jubiläum von Gottlieben gefeiert werden. Das Schloss, das 1251 erbaut worden und damit Anlass für das Jubiläum ist, soll in irgendeiner Form einbezogen werden. Eine Planungsgruppe aus bis jetzt zehn Personen startet im Juni mit ihrer Arbeit und stellt erste Überlegungen an. Im Jubiläumsjahr soll das Hauptereingis im Spätsommer/Herbst stattfinden. Weitere kleinere Veranstaltungen könnten über zwei bis drei Monate verteilt durchgeführt werden.
  • Der Gemeinderat prüft die Idee, den blauen Parkplatz vor dem Gemeindehaus durch einen Veloabstellplatz mit Unterstand zu ersetzen.

Fotos: M. Baecher