Blog: M. Baecher

Thomas Schürpf glanzvoll neuer Gemeinderat

Thomas Schürpf heisst der neue Gemeinderat der Politischen Gemeinde Gottlieben. Die Gemeindeversammlung vom 26. November wählte ihn glanzvoll zum Nachfolger der auf Ende Jahr nach siebenjähriger Amtszeit zurücktretenden Gemeinderätin Ursula Gerster. Zuvor wurde das Budget 2025 mit einem veranschlagten Aufwandüberschuss von knapp 175’000 Franken bei gleichbleibendem Steuerfuss von 47 Prozent einstimmig genehmigt.

Vor seiner Pensionierung war der parteilose 66-jährige Thomas Schürpf während über 20 Jahren als Wirtschaftsjournalist bei der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) tätig. Ebenfalls seit 20 Jahren engagiert er sich im Vorstand des Einwohnervereins Gottlieben. Er ist seit 13 Jahren Mitglied der Rechnungsprüfungskommission und hatte damit bereits bisher einen vertieften Einblick in die Arbeit des Gemeinderates. Gemeindepräsident Paul Keller bezeichnete ihn denn auch als eine ideale Ergänzung für die Gottlieber Exekutive. Das sahen auch die 27 anwesenden Stimmberechtigten so und wählten ihn mit 25 Stimmen bei 2 Enthaltungen zum neuen Behördenmitglied. Er wird sein Amt am 1. Januar antreten.

Grosse Arbeit von Ursula Gerster herzlich verdankt

Gemeindepräsident Paul Keller würdigte die grosse Arbeit der zurücktretenden Gemeinderätin Ursula Gerster. Schon vor ihrer Wahl in den Gemeinderat am 5. Dezember 2017 habe sie sich vielfältig für die Gemeinde und das Dorfleben engagiert, im Vorstand des Frauenvereins, für die Gesamtschule, für das Krippenspiel und vieles mehr. Im Gemeinderat hat Ursula Gerster das Ressort «Kultur, Soziales, Tourismus» betreut. Im Sozialen habe sie sehr anspruchsvolle Themen bearbeiten und nach dem temporären Ausfall des Fürsorgerin auch viel operative Arbeit leisten müssen, so der Gemeindepräsident weiter. Daneben habe sie sich unter anderem sehr engagiert um die Gestaltung der 1. August-Feiern gekümmert und die Veranstaltung «Kreatives Gottlieben» mitorganisiert. Zu verdanken hat Gottlieben Ursula Gerster aber unter anderem auch die wechselnden Plakate mit den passenden Sinnsprüchen am Dorfeingang oder die Leselounge auf der Dorfwiese. Und schliesslich kündigte der Gemeindepräsident die demnächst erscheinende neue Imagebroschüre für Gottlieben an, die unter der Ägide von Ursula Gerster entstanden ist. Er verdankte das aussergewöhnliche Engagement von Ursula Gerster herzlich, was die Gottlieberinnen und Gottlieber mit einem langanhaltenden Applaus bekräftigten.

Budget mit erheblichem Aufwandüberschuss

Zuvor hatte der zuständige Gemeinderat Peter Fritschi, der eben am Tag der Gemeindeversammlung seinen Geburtstag feiern konnte, das Budget 2025 erläutert. Der Aufwandüberschuss soll zwar nicht mehr so hoch sein wie im laufenden Jahr (220’000 Franken), aber auch der Voranschlag für das kommende Jahr rechnet mit einem Defizit von knapp 175’000 Franken. Es wird für das kommende Jahr mit einem Ertrag von insgesamt 1,509 Mio. und einem Aufwand von total gut 1,683 Mio. Franken gerechnet. Mit ein Grund für den Aufwandüberschuss ist die vorgesehene Erhöhung des Pensums für das Gemeindepräsidium von bisher bescheidenen 20 auf neu 50 Prozent. Dies im Hinblick darauf, dass der bisherige Gemeindepräsident Paul Keller auf Ende Mai 2025 seinen Rücktritt angekündigt hat. Es ist davon auszugehen, dass eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger eher gefunden werden kann, wenn das Pensum den Realitäten angepasst wird. Die Steuereinahmen sollen gemäss Budget 2025 auf 550’000 Franken steigen (Vorjahr: 503’000 Franken). Markant tiefer sind im (in sich geschlossenen) Budget des Elektrizitätswerks wegen der gesunkenen Strompreise die Erträge aus der Netznutzung und dem Stromverkauf veranschlagt. Erstmals (mit 19’900 Franken) berücksichtigt ist die Abschreibung auf der neuen behindertengerechten Schiffsanlegestelle, die in diesem Winter realisiert werden soll und die im Investitionsbudget 2025 mit 522’000 Franken enthalten ist.

Aufwand derzeit auf Höchststand

In der Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, wie lange wir uns Budgets mit solchen Aufwandüberschüssen noch leisten könnten und wollten. In seiner Antwort wies der Gemeindepräsident Paul Keller darauf hin, dass die Rechnungen in den letzten Jahren immer deutlich positiver abgeschlossen hätten als budgetiert, unter anderem wegen den nicht vorhersehbaren Grundstückgewinnsteuern. Zudem sei der Aufwand im Moment auf einem Höchststand, wegen der umfangreichen Investitionen in die Infrastruktur (Werkleitungserneuerung usw.) und diversen Umstellungen bei der Informatik der Verwaltung. Und schliesslich erinnerte er daran, dass Gottlieben nach wie vor nicht verschuldet sei. Daraufhin wurde das Budget 2025 einstimmig genehmigt.

Verschiedene Mitteilungen

Gemeindepräsident Paul Keller dankte der Bürgergemeinde dafür, dass sie wieder für den Christbaum auf dem Kirchplatz aufkommt. Er wird traditionell vom Einwohnerverein geschmückt. Jenen auf der Dorfwiese stellt die Gemeinde.

Die Stadtwerke Konstanz haben angekündigt, dass sie ab 2040 kein Gas in der heutigen Form mehr liefern werden, wie das von deutschen Staat so gesetzlich vorgeschrieben ist. Auf eine entsprechende Frage erklärte Paul Keller, das die betroffenen Unterseegemeinden zusammen mit dem Kanton einerseits die Bedarfsentwicklung und anderseits Lieferoptionen aus anderen Quellen (z.B. Biogas, Wasserstoff usw.) abklären würden.

Im Weiteren gab er bekannt, dass das Baugesuch für die Energiezentrale für das Seewärme-Projektnochmals aufgelegt wird, wenn die raumplanerischen Voraussetzungen gegeben sind (siehe Berichte in den «Gottlieber Nachrichten»). Trotzdem wird mit dem Baubeginn im kommenden Sommer/Herbst gerechnet, sofern es keine Einsprachen gibt.

Nachdem die Nachfolge im Gemeinderat geregelt ist, wird jetzt mit voller Kraft nach einer geeigneten Nachfolge für den auf Ende Mai zurücktretenden Gemeindepräsidenten gesucht. Wie Paul Keller auf Nachfrage ausführte, gehe es einerseits darum zu eruieren, wer angefragt werden könnte, und andererseits darum zu klären, was für diese Position angeboten werden könne (z. B. Pensum bis 50%, wie budgetiert). Zu überlegen sei auch, welche Aufgaben innerhalb des Gemeinderates verteilt und welche an die Verwaltung delegiert werden könnten. Seine Prognose für die Nachfolgeregelung: «Schwierig, aber nicht hoffnungslos».

Veiko Hellwig erinnerte daran, dass Gottlieben 2026 das 775-Jahr-Jubiläum feiern wird und warf die Frage auf, ob es dann wieder ein Festspiel wie zum 750-Jahr-Jubiläum 2001 geben könnte. Der Gemeinderat hat dies als wertvolle Anregung entgegengenommen.

In letzter Zeit wird an der Seepromenade vermehrt vom Land aus gefischt – teilweise offenbar auch mit unerlaubten Mitteln. Die dafür zuständige Fischereiaufsicht wird darüber verständigt.


Staatskanzlei fragt wegen Abstimmungsresultat nach

Am Wochenende zuvor (24. November) hat Gottlieben bei den Eidgenössischen Abstimmungen den Ausbau der Nationalstrassen im Vergleich zu fast allen anderen Thurgauer Gemeinden auffallend deutlich abgelehnt. Deshalb fragte, wie Gemeindepräsident Paul Keller bei der Gemeindeversammlung erwähnte, die Staatskanzlei am Abstimmungssonntag in Gottlieben nach. Doch auch die Nachzählung bestätigte: 59,14 Prozent der Stimmenden hier haben diesen Ausbauschritt abgelehnt. Einen so hohen Neinstimmen-Anteil gab es nur noch in Hefenhofen. Der Kanton Thurgau insgesamt stimmte mit 52,2 Prozent zu. Und überdies: Die Stimmbeteiligung war in Gottlieben mit 56,71 Prozent wieder überdurchschnittlich hoch.

Die Gottlieber Abstimmungsresultate konnten am Abstimmungssonntag nicht wie gewohnt um 12 Uhr auf der Webseite der Gemeinde abgerufen werden. Der Grund: Das Ostschweizer Unternehmen «Backslash», das zahlreiche Gemeinde-Websites schweizweit betreut – darunter auch jene von Gottlieben – war kurzfristig von einer Hackerattacke betroffen.



First Responder gesucht

Die Notfallversorgung in Tägerwilen und Gottlieben soll ergänzt werden. Dazu werden engagierte sogenannte First Responder gesucht. Interessierte melden sich bei Gemeinderat Sandro Kappler (Telefon: 076 348 76 83; Mail: sandro.kappler@gottlieben.ch), wie er anlässlich der Gemeindeversammlung sagte. Medizinische Vorkenntnisse sind von Vorteil, aber nicht Bedingung, wichtiger ist die Verfügbarkeit an Ort – auch tagsüber.

Der Hintergrund: Jährlich gibt es im Thurgau zahlreiche Notrufe mit den Stichworten «bewusstlos» oder «Reanimation», oft in Zusammenhang mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand. First Responder – geschulte Ersthelfer – überbrücken die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes. Sie werden über den Notruf 144 alarmiert. First Responder ergänzen den Rettungsdienst, verstärken die Rettungskette und erhöhen die Überlebenschance.

Tägerwilen hat am 14. November einen Infoanlass für Interessierte durchgeführt. Es ist vorgesehen, die First Responder in die Feuerwehr zu integrieren.


Foto: M. Baecher